Logo der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. zum 150-jährigen Jubiläum mit der Silhouette der Kieler Skyline. Die Zahl 150 steht groß und zentral, flankiert von den Jahreszahlen 1875 und 2025. Der Text 'Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte' ist rechts neben der Silhouette platziert.
Liebe Mitglieder, liebe Interessierte,

die Zahl gewaltsamer Konflikte nimmt weltweit zu. Führende Nationen rüsten auf. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist es an der Zeit, sich für den Frieden zu engagieren. Wir tun das, indem wir mit zwei Veranstaltungen sowie diesem Artikel an das Grauen des Zweiten Weltkriegs erinnern.

Herzlichst, Ihr/Euer Uwe Nieber

Roman Knižka & OPUS 45

Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des von Hitler-Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs zum achtzigsten Mal. Aus diesem Anlass versetzen sich Roman Knižka und die Musiker:innen in ihrem neuen, siebten Programm zurück ins Deutschland der Jahre 1945 bis 1949. „Dass ein gutes Deutschland blühe …“ erzählt von einem Land im Ausnahmezustand, vom Leben in Trümmern, von Schwarzmarktgeschäften, Hungerwintern, starken …
Zu sehen ist das Veranstaltungsplakat zur Musikalischen Lesung am 4. April 2025 anlässlich 80 Jahren Kriegsende.

Kriegsende 1945 an der Kieler Förde

Schwarz-Weiß-Fotografie von Kiel um 1950. Blick auf den Hafen und umliegende Gebäude. Viele Häuser sind beschädigt, im Hintergrund das Hafengebiet mit Kränen und Schiffen.
Ein Vortrag von Prof. Dr. Uwe Jenisch, Honorarprofessor für Internationales Seerecht am Walther-Schücking-Institut der CAU Kiel. Der bebilderte Vortrag „Das Kriegsende 1945 an der Kieler Förde“ vor 80 Jahren erinnert an die dramatischen Ereignisse rund um die Kieler Förde mit Hafen, Kanal und militärischen Objekten. Es geht um die maritime Seite des Kriegsendes und um Schicksale von Schiffen und Menschen. …

Nie wieder Krieg!

80 Jahre Kriegsende in Kiel


Nahezu 3.000 Männer, Frauen und Kinder durch Bomben getötet. Die historische Innenstadt fast völlig zerstört. Immer noch Explosionsgefahr durch „Blindgänger“ im Boden selbst 80 Jahre danach. Nur Berlin, Köln, Hamburg, Essen und Duisburg wurden im Zweiten Weltkrieg von der US-amerikanischen und der britischen Luftwaffe stärker bombardiert als das kriegswichtige Kiel.
Bis zum 7. April 1941 waren Theater und Rathaus noch intakt.
Foto: Stadtarchiv Kiel, Sign. 35.151.

"...es war die Hölle."

US-Bomber griffen tagsüber die Werften und andere Industrieanlagen an, während nachts die britische Royal Air Force die Wohngebiete bombardierte.
Als am 20. Juli 1940 der erste Großangriff beendet war, kamen noch viele Schaulustige, um sich die Schäden anzusehen. Die ehemalige Kieler Stadtpräsidentin Ida Hinz meinte, die „paar Bömbchen“ wurden von den Kielern gar nicht richtig ernst genommen. Als es dann aber so richtig losging, „war es die Hölle“. Von 1943 an steigerten sich die Luftangriffe und nahmen an Dauer und Intensität zu. Der allabendliche Gang in den Bunker wurde zur Normalität, die „Bunkertasche“ war immer gepackt. Und im letzten Kriegsmonat verließen viele die Bunker gar nicht mehr.
Bei dem Luftangriff in der Nacht vom 7. April 1941 wird die Kriegsmarinewerft von einer Stabbrandbombe getroffen.
Foto: Stadtarchiv Kiel, Sign. 49.848.

Luftschutzräume unzureichend

Aus den Luftschutzübungen am Anfang des Krieges, die vor allem die damaligen Kinder noch als „eher abenteuerlich“ empfanden, wurde schrecklicher Ernst. Zumal die Luftschutzräume in den Kieler Kellern sich alsbald als unzureichender Schutz vor der zunehmenden Sprengkraft der Bomben erwiesen. Zeitzeugen berichten von zum Teil selbst erlebten Verschüttungen, etwa von den 230 Menschen, die beim Angriff am 3. April 1945 im Moltke-Stollenbunker infolge eines Volltreffers starben.
Schwarz-weiß Aufnahme von einem durch Bomben zerstörten Haus in Kiel Ellerbek.
Bombentreffer in der Nacht vom 7. April 1941 in der Wahlestraße 39 in Ellerbek.
Foto: Stadtarchiv Kiel, Sign. 49.974.

44.000 Sprengbomben, 500.000 Brandbomben, 900 Luftminen

Bis zum Kriegsende wurden insgesamt rund 44.000 Sprengbomben, etwa 500.000 Brandbomben und circa 900 Luftminen auf die Stadt geworfen. 633 mal notierte der Alarmposten Detlef Boelck in seinem Tagebuch einen Fliegeralarm für Kiel. Den letzten am 4. Mai 1945. Sein Tagebuch ist als Sonderveröffentlichung 13 der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte erschienen.

5 Millionen Kubikmeter Schutt

Am Ende des Krieges waren die Industrie- und Hafenanlagen, die Militäreinrichtungen und die Wohngebiete ebenso wie die Versorgungs- und Verkehrs-Infrastruktur der Stadt weitgehend zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Über 5 Millionen Kubikmeter Schutt bedeckten die Stadt. Die Kirchen waren vollständig unbenutzbar, drei Viertel der Häuser waren zerstört oder beschädigt, 160 000 Menschen waren obdachlos geworden und 60 000 Arbeitsplätze vernichtet. Bei Kriegsende lagen in der Kieler Förde 242 registrierte Schiffswracks.
Schwarz-weiß Aufnahme von der zerstörten Augustenstraße 76 in Gaarden. In der Mitte sieht man Sprengtrichter. Der Fahrdamm ist aufgerissen.
Blick in die vom Luftangriff in der Nacht vom 7. April zerstörte Augustenstraße 76 in Gaarden. Mittig ist ein Sprengtrichter und der aufgerissene Fahrdamm zu sehen.
Foto: Stadtarchiv Kiel, Sign. 49.911.

Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte

Wer heute durch Kiel geht, der erlebt eine bunte und überaus lebendige Stadt! Fähren auf der Förde, attraktive Wege am Wasser entlang und immer wieder Grünzüge, die sich von der Peripherie bis in die Innenstadt ziehen. Viele Geschäfte in der Fußgängerzone, das neue Fleet und der "Alte Markt" mit Kirche und Kloster sowie das Kieler Schloss als historischer Stadtkern - das macht Kiels Zentrum heute aus. Die Stadtentwicklung verfolgte beständig das Ziel, Kiel zu modernisieren und weiterzuentwickeln. Nicht alle Ansätze stießen auf nachhaltige Freude, es gab bauliche Korrekturen und planerische Veränderungen. Eines aber ist klar zu erkennen: Die tiefen Spuren, die der Zweite Weltkrieg hinterließ, sind auf den ersten Blick so gut wie verschwunden.
Farbaufnahme von der Kieler Innenstadt um 1959, Ecke Ziegelteich mit Blick zum Berliner Platz.
Die Kieler Innenstadt um 1959, Andreas-Gayk-Straße, Ecke Ziegelteich mit Blick zum Berliner Platz.
Foto: Stadtarchiv Kiel, Sign. 40.121.

Erinnerungsarbeit unverzichtbar

Gleichwohl finden sich in allen Teilen unserer Stadt immer noch Erinnerungspunkte, die auf die schreckliche Zeit des Zweiten Weltkrieges hinweisen. Da sind Straßen, Orte oder Häuser, die an früher erinnern; da sind Personen und ihre Schicksale, die nicht vergessen werden dürfen. Sie alle gehören zur Realität unserer Stadt; sie sind heute und weiterhin wichtige Zeugen dessen, was Menschen in Kiel einst erleben und erleiden mussten. Deshalb gilt es, die Erinnerung zu bewahren und sie in jedem Wortsinne "begreifbar" zu machen. Die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte veröffentlicht deshalb kontinuierlich Aufsätze und Bücher zu Thema Weltkrieg und städtischer Aufbau nach 1945. Wir laden sowohl zu Vorträgen als auch zu Führungen ein und unterstützen die Erinnerungsarbeit sowohl der Stadt Kiel als auch der engagierten Vereine und Verbände. Diese Erinnerungspunkte sind immer Gegenwart!

Nie wieder ist jetzt!

Es geht uns darum, die Schrecken des Weltkrieges nicht zu vergessen und auch nicht die persönlichen Lebenswege, die damit verbunden waren. Es geht uns darum, zu zeigen, dass selbst nach dieser Katastrophe ein Anfang, ein humaner Beginn, möglich ist. Es geht uns darum, zu beweisen, dass in einer modernen und zukunftsorientierten Stadt der Blick zurück durchaus ein Blick nach vorn sein kann. Er motiviert und stärkt die urbane Identität. Der 1957 im Rathaus eingeweihte neun Bilder große Fries "Bürger bauen eine neue Stadt" von Blaue/During sollte an die Zerstörung und den Wiederaufbau Kiels erinnern; er ist bis heute auch ein Zeichen dafür, dass die Stadt immer auf seine Bürgerinnen und Bürger angewiesen bleibt, die sie wiederum zu ihrer Sache machen sollen.
Farbaufnahme vom Rathaus und Opernhaus mit Banner "Nie wieder ist jetzt" vom Theater Kiel März, 2025
Farbaufnahme vom Rathaus und Opernhaus mit Banner "Nie wieder ist jetzt" vom Theater Kiel März, 2025.
Foto: Anne Krohn.
Detaillierte Hinweise auf die einzelnen Veranstaltungen finden Sie in den Folgewochen auf unserer Homepage www.kieler-stadtgeschichte.de, unserem Instagram-Account und in unserem Newsletter.
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